Das Jahr 1511 markiert einen Höhepunkt der deutschen Buchillustration. In diesem Jahr veröffentlichte Albrecht Dürer vier außergewöhnliche Buchprojekte: die Kleine Passion, die Große Passion, das Marienleben und eine Zweitauflage der Apokalypse. Anknüpfend an diesen Jahrestag vor 500 Jahren will die Ausstellung einen Überblick über die Illustrationen des großen Nürnberger Meisters geben, von den frühen, immer wieder umstrittenen Arbeiten für verschiedene Basler Drucker bis zu seinem kunsttheoretischen Alterswerk. Dabei werden auch die von Dürer gestalteten Flugblätter, zum Beispiel das berühmte Rhinozeros, einbezogen.
Das illustrierte Buch, Leitmedium der Renaissance, war dem Nürnberger Künstler von Kindheit an vertraut. Sein Taufpate Anton Koberger war einer der bedeutendsten Drucker und Verleger seiner Zeit. Sein Lehrherr Michael Wolgemut hatte zahlreiche Buchholzschnitte geschaffen. Es verwundert daher nicht, dass auch bei Dürer die Buchkunst im Zentrum seines druckgraphischen Schaffens steht.
Die Ausstellung präsentiert alle Buchprojekte Dürers, meist in Erstdrucken der Sammlung Otto Schäfer. In einzelnen Beispielen werden auch heute abgeschriebene Arbeiten und späte Verwendungen von Dürers Holzschnitten zum Vergleich gezeigt. Da viele Sammler die Graphiken des Künstlers als Einzelblatt weit mehr schätzten als im Zusammenhang des illustrierten Buches, greift die Ausstellung auch auf Arbeiten aus zerlegten Druckwerken zurück.
Aus der Nürnberger Lehrzeit Dürers sind keine gesicherten Buchholzschnitte überliefert. Festen Boden betreten wir jedoch bereits mit dem Titelbild des Basler Hieronymus, den der 21jährige Albrecht Dürer für die Briefedition des Kirchenvaters schuf. Vermutlich sind dem jungen Dürer auch zahlreiche Illustrationen zum Narrenschiff, dem Terenz und dem Ritter von Turn zuzurechnen. Mit 27 Jahren veröffentlichte Dürer im Eigenverlag sein erstes großes Holzschnittbuch, die Apokalypse. An den Erfolg dieser Edition knüpfte er 1511 nochmals an, als er das enorme Wagnis einging, gleich vier seiner Holzschnittserien im Buch zu veröffentlichen. Zielgruppe dieser anspruchsvollen Publikationen waren die Humanisten, eine internationale, intellektuelle Leserschaft. Diesem Publikum war der Künstler Dürer nicht zuletzt durch das Lob des Konrad Celtis, für den er 1501 und 1502 Buchillustrationen schuf, ein Begriff. Während Dürer zunächst hauptsächlich zeitgenössische Autoren bebilderte, ist er bei seinen Flugblättern, wie auch bei den umfangreichen kunsttheoretischen Abhandlungen selbst der Verfasser. Seine Texte schrieb er auf Deutsch, das als Wissenschaftssprache damals noch kaum Verwendung gefunden hatte. Daher mußte er sich das Deutsche – auch hier ausgesprochen kreativ – für viele zu vermittelnden Sachverhalte gefügig machen. Die drei theoretischen Spätwerke, die Befestigungslehre, die Unterweisung der Messung und die Proportionslehre, gelten als Dürers schriftliches Vermächtnis.