Gerolzhofen: Johannes Neumann, der Hornmeister der Jagdhornbläsergruppe Gerolzhofen, hatte die Jagdhornbläser und Angehörige zu einer Exkursion nach Schillingsfürst und Bad Windsheim eingeladen. Pflege des jagdlichen Brauchtums und die Jagdkultur stand auf dem Programm.
Eines der schönsten süddeutschen Barockschlösser Schillingsfürst in Mittelfranken der Fürsten zu Hohenlohe-Schillingsfürst steht auf dem mit 545 Metern höchsten Punkt der Frankenhöhe. Urkundlich nachweisbar ist der Besitz der Hohenlohe ab 1313. Derzeit wird das Schloss von Karl Albrecht Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst und seiner Gemahlin Ladislaja Fürstin zu Hohenlohe-Schillingsfürst, eine geborenen Gräfin von Meran, sowie deren Neffen Constantin Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst bewohnt. In dem Schloss befinden sich ein großer Braunbär (1897 in Russland erlegt) sowie Elchschaufeln, Hirschgeweihe, Rehbockgehörne und Wildschweintrophäen. Die Wände verweisen auf die große Jagdleidenschaft der früheren Schlossbewohner.
Auf dem Treppenabsatz steht ein weißes Reh, ein Albino, welches in Böhmen erlegt wurde. Auf dem Gang im ersten Stock erinnern weitere Jagdtrophäen sowie Jagdgewehre von früheren Mitgliedern der Familie Hohenlohe-Schillingsfürst an deren große Begeisterung für die hohe Jagd, die in dieser wie auch in den meisten anderen Adelsfamilien stets gepflegt wurde: Dam- und Rotwild, Elche, Gemsen, Wisente und Wölfe.
Nach der Schlossführung bekam die Gruppe eine moderierten Flugvorführung von Berufsfalknern zu sehen. Bei der Flugvorführung des Bayerischen Jagdfalkenordens erlebten die Besucher Falken, Bussarde, Adler und Geier hautnah im freien Flug. Der Bayerische Jagdfalkenhof beteiligt sich auch an Arterhaltungs- und Zuchtprogramme zur Rettung bedrohter Greifvogelarten.
Der nächste Programmpunkt war das Fränkische Freilandmuseum in Bad Windsheim. Der Rundgang durch das rund 50 Hektar Fränkische Freilandmuseum ist wie eine Zeitreise durch 700 Jahre fränkische Alltagsgeschichte. Über 100 originalgetreu eingerichtete Häuser zeigen wie die ländliche Bevölkerung in Franken damals gelebt und gearbeitet hat. In dem Freilandgelände befindet sich das Jagdschlösschen von den Freiherren von Eyb aus Eyerlohe. Das heutige Stammwappen wird seit etwa 1400 geführt.
Die Küche im Souterrain bietet mit dem offenen Herdfeuer ideale Möglichkeiten zum Ausprobieren von Wildgerichten. Die Familie von Eyb ist ein altes fränkisches Adelsgeschlecht.
Die Jagd war Teil des feudalen Herrschaftssystems und damit wichtige Ausdrucksform adeliger Kultur und Mentalität. Aufwändige Hofjagden gehörten zum höflichen Leben und Vergnügen.
In der Freizeit diente die Jagd der Nahrungsversorgung und sicherte die Existenz. Waldgebiete wurden zu Hoheitsgebiete erklärt, zu so genannten „Bannforsten“ in den ausschließlich dem Landesherren die Jagd erlaubt war.
Die heute noch gebrauchten Begriffe „Hochwild“ und „Niederwild“ leiten sich aus dem damals geltenden Recht ab. Die „Hohe Jagd“ auf Hirsche, Wildschweine und beispielweise Auerhahn behielt sich der Hohe Adel als Privileg. Dem Niederen Adel verbleibt das „Niederwild“, kleinere Tiere wie Hasen, Feder- und Rehwild.
Mit einer Auswahl von Jagdhornsignalen ließ die Jagdhornbläsergruppe Gerolzhofen die Exkursion am Jagdschlösschen ausklingen.
Fotos: Toni Zembsch