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Dezember 1999 – In 14 Tagen den Freischnitt der Mainschleifenbahn geschafft

07.01.2025

Eine kleiner Trupp von Eisenbahnfreunden und ein Unimog machten den Weg wieder frei – Weihnachtstage am Bahndamm – Kreis Kitzingen gab Restmittel. 

Volkach:  In diesen Tagen ist es genau 25 Jahre her, dass ein kleiner Trupp ehrenamtlicher Eisenbahnfreunde die über weite Strecken schon zugewachsene, 10 km lange Trasse der Mainschleifenbahn freigeschnitten hat. Sie schufen damit eine der wichtigsten Voraussetzungen zur späteren Reaktivierung der Strecke. 

Ihr unentbehrlicher Helfer war ein Zweiwege-Unimog mit hydraulischem Schwenkarm an dem vier rotierende Sägeblätter montiert waren. Der Niederlassungsleiter einer Spezialfirma aus Ochsenfurt hatten den Eisenbahnfreunden einen Sonderpreis versprochen, aber nur wenn die Arbeiten in den letzten beiden Dezemberwochen des Jahres 1999 durchgeführt würden. In dieser Zeit war das Fahrzeug nicht verplant, sondern für die Weihnachtspause abgestellt. 

Ist es noch leicht gewesen einige Helfer zu finden, die bereit waren ihren Weihnachtsurlaub auf dem Bahndamm zu verbringen, so sah es mit dem Geld für den Unimogeinsatz schlechter aus. Retter in der Not war schließlich das Landratsamt Kitzingen. Der damalige ÖPNV-Sachbearbeiter hatte noch Restmittel in der Kasse, die Landrat Dr. Siegfried Naser auch noch rechtzeitig frei gab. 

Vorangegangen waren der Aktion jahrelange Gespräche der Ehrenamtlichen von der IG Mainschleifenbahn mit der DB, dem Bayerischen Verkehrsministerium, dem Landratsamt Kitzingen und der Würzburger Straßenbahn. Ziel war damals der Erhalt der 1994 von der DB stillgelegten Volkacher Strecke, zunächst für einen Tourismus- später dann für den regulären Schienenpersonennahverkehr nach Würzburg. Als Ergebnis entstand damals ein umfangreiches Reaktiverungskonzept. Da mit der DB auch schon erste Gespräche über einen Pachtvertrag gelaufen waren, erteilte diese schließlich die Erlaubnis zum Freischnitt – aber „alles auf eigene Gefahr und auf eigene Kosten“.

Als in der Woche vor Weihnachten schließlich die Arbeiten begannen, war es bitterkalt und windig geworden, dazu kamen gelegentliche Regen- und Schneeschauer. Die stellenweise schon meterhohen Bäume, die seit der Talent-Sonderfahrt von 1996 wieder aufgewachsen waren, sind für den Wallschneider des Unimogs nur selten ein Problem gewesen. Allerdings kostete es viel Kraft, die oft miteinander verwachsenen Äste und Stämme aus dem Gleis zu zerren. Nur so konnte Unimog wieder einige Meter weiter rollen. Motorsägen hatten die Eisenfreunde zunächst noch keine, nur eine Bügelsäge und kräftige Heckenscheren aus ihren heimischen Gartenhäusern und Garagen.

Pünktlich zum Jahreswechsel 1999/2000 sind Schienenstrang und Bahndämme dann wieder frei gewesen – zumindest für den Zweiwege-Unimog. In den ersten Tagen des neuen Jahres nutzten dann schon einige Volkacher die Gelegenheit, um auf dem Gleisbett bis hoch zum Escherndorfer Abzweig zu wandern. Trotzdem waren die Mainschleifenbahner noch viele Wochen lang damit beschäftigt, Stämme zu zerkleinern und mit einem kleinen, schienentauglichen Handwagen abzutransportieren. Dokumentiert ist das alles auf einer DVD, die der Förderverein in seinem Internetshop vertreibt. „Wenn ich mir die anschaue, dann glaube ich selber nicht, dass wir das alles damals so flott geschafft haben“ meint im Rückblick Christian Oßwald, einer der Männer der ersten Stunde. 

Bis Februar 2000 war die Bahnstrecke schließlich für alle gut sichtbar aus ihrem Dornröschenschlaf gerissen worden. Das gab nicht nur der politischen Diskussion neue Anstöße, jetzt war es auch möglich, die Strecke zu befunden und einen Überblick über die notwendigen Instandsetzungsarbeiten zu erhalten.

Schließlich dauerte es dann noch 3 ½ Jahre bis wieder ein Zug nach Volkach rollte. Noch viele Arbeiten an Gleisen und Bahnübergängen, Behördentermine, Zulassungsverfahren und Abnahmeprüfungen sind dazu nötig gewesen. Im Juli 2003 gab schließlich das Eisenbahnbundesamt sein „ok“: die „Betriebsgesellschaft Mainschleifenbahn“ erhielt für ihre Trasse die Zulassung als nicht-staatliche, öffentliche Eisenbahn, ohne jede betriebliche Einschränkungen und gültig bis 2052. Seit 2004 fährt der Förderverein sogar mit einem eigenen Schienenbus. Er erwirtschaftet damit auch die Mittel für den Unterhalt der Strecke. Gleichzeitig bringen die Fahrgäste der Mainschleifenbahn auch einen niedrigen, aber sechsstelligen, zusätzlichen Umsatz in die Region.

Die 2021 von den Landkreisen Kitzingen und Würzburg gegründete, kommunale Mainschleifenbahn-Infrastruktur GmbH (MIG) arbeitet derzeit an der Reaktivierung einer umsteigefreien SPNV-Direktverbindung zwischen Würzburg und der Mainschleife. Derzeit stehen die Zeichen gut, dass das wie geplant zum Winterfahrplan 2028/2029 gelingen wird.

Text: Wolfgang Schramm, Förderverein Mainschleifenbahn Volkach

Bilder IG Mainschleifenbahn)

Bei eisigem Wetter machte sich eine kleine Gruppe Ehrenamtlicher an die Arbeit. Unterstützt wurden sie von einem Zweiwege-Unimog mit Kreissägen. Die Bildunterschrift ist das Aufnahmedatum.

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