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Der Schweinfurter Frank Weber ist einer der wichtigsten Menschen der letzten 30 Jahre in Bolivien

18.01.2011

Cochabamba / Schweinfurt: Es begann mit einer Reise nach Cochabamba, Bolivien. Der Schweinfurter Frank Weber wollte dort Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts in die theologischen Studien schnuppern. Durch einen bolivianischen Kommilitonen, den er aus der Universität Würzburg kannte, kam er auf diese Idee. Kaum in Cochabamba angekommen, fielen ihm die Kinder und Jugendlichen auf, die auf den Straßen und Plätzen leben. Cochabamba zählt heute rund 700 000 Einwohner. Eines Tages sprach Weber die Straßenkinder an, mit der einfachen Frage „Habt ihr Hunger?“ Sie bejahten die Frage und Frank Weber teilte das Brot mit ihnen, das er in seinem Rucksack hatte. Von diesem Tag an blieb er die nächsten vier Monate mit ihnen auf der Straße und lernte das Elend und Leid, die Probleme mit Anwohnern, Geschäftsleuten und Polizisten hautnah kennen. Ebenso den täglichen Kampf ums Überleben, um Drogen und um die jeweilige Stellung innerhalb der Gruppen und Gangs der Straßenkinder.

Weber, heute 51 Jahre alt, kapierte schnell, dass es nicht genug sein kann, mit den Heranwachsenden das Essen, die Abfälle und die Nächte auf Pappkartons zu teilen. Er forderte seine Ersparnisse aus Deutschland an, verlängerte seinen Aufenthalt und kaufte eine alte Hausruine am Stadtrand, um mit den ersten Kindern und Jugendlichen dort einzuziehen. Besonders das erste Jahr war sehr schwierig, denn es fehlte an Allem: Trinkwasser, elektrischer Strom, ausreichend Nahrung. Aus Deutschland kam die Hilfe von Freunden und Bekannten nur spärlich, denn diese verwiesen immer wieder gerne auf die Erfahrung und Professionalität von etablierten Einrichtungen. Weber fragte sich aber, warum dann überhaupt so viele Jugendliche auf der Straße lebten, wenn vermeintlich so viele Profis vor Ort seien…

Weber ließ sich von seiner Idee nicht abbringen, ein Zuhause für verlassene Kinder zu schaffen. Er wurde von den zuständigen Behörden für mehr als 30 Kindern und Jugendlichen zum Vormund bestellt. Schon nach einem Jahr stellte Frank Weber mit einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen ein erstes Theaterstück auf die Beine, „Los Abandonados – ein Theater ohne Worte“, das er in Deutschland inzwischen mehr als 140 Mal auf die Bühne brachte. So machte er sein Anliegen zugunsten der Straßenkinder bundesweit bekannt. Selbst der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker wurde so auf den Schweinfurter aufmerksam, lud ihn mitsamt seiner Kinder in den Präsidentensitz ein und ist bis heute mit Weber und dessen Arbeit verbunden. Viele weitere Bühnenstücke folgten, ebenso erfolgreiche Buchveröffentlichungen über Webers Telar Verlag (www.telar-verlag.de) und inzwischen auch Filmarbeiten (www.los-abandonados.de).

Ein Zuhause für einige ehemalige Straßenkinder war Weber nicht genug und er gründete 1988 ein Gymnasium. In Absprache mit dem damaligen Bundespräsidenten heißt die Schule „Centro Educativo Richard von Weizsäcker“. Heute besuchen rund 620 Schülerinnen und Schüler die Schule und sie werden von 40 Lehrkräften unterrichtet. 2010 wurde der elfte Abiturjahrgang verabschiedet. Das Gymnasium ist die einzige staatlich anerkannte Privatschule Boliviens und darüber hinaus, die ausschließlich für sozial benachteiligte Familien offensteht und kostenfrei ist. Weber: „Wenn wir bedenken, dass die Eltern unserer Schülerin selbst kaum lesen und schreiben können, dann wird einem der soziale Hintergrund erst richtig klar.“ Zudem rief Frank Weber das Projekt SAMMA ins Leben, das sich ebenso um Kinder und Jugendlichen aus sozial sehr problematischen Verhältnissen kümmert.

Nun also wurde Frank Weber, der zwischenzeitlich für ein paar Jahre nach Schweinfurt zurückkehrte und sogar in den Stadtrat einzog, anlässlich der 200-jährigen Unabhängigkeit Boliviens zu einem der 15 wichtigsten Personen der letzten 30 Jahre der demokratischen Entwicklung ernannt. Die Begründung: Frank Weber habe – ausgehend von seinem Straßenkinderprojekt – viele bedeutsame Initiativen ins Leben gerufen, die Menschen verschiedenster sozialer Schichten und ethnischer Herkunft zusammen führen. Darüber hinaus setze er sich weit über die von ihm gegründeten Projekte aktiv für gerechtere Lebensbedingungen der Menschen ein und stehe in Bolivien für gleiche Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen.

Wörtlich heißt es in der Urkunde: „In Erinnerung der Zweihundertjahrfeier des Freiheitsrufes vom 14. September 1810, wird – mit einzigartigem und einmaligen Charakter – die nachfolgende Auszeichnung „Mártires y Héroes“ ausgelobt…. Die Auszeichnung wird verliehen in Anerkennung und als Zeugnis der höchsten Dankbarkeit des Volkes für die außergewöhnlichen Verdienste sowie der Teilhabe an der Mitgestaltung der Geschichte, der regionalen Identität und des überdurchschnittlichen Dienstes seitens der Geehrten zu Gunsten des Gemeinwohles….“ Hervorgehoben wird in der Urkunde zudem der außergewöhnliche Einsatz für die Menschenrechte, das Eintreten für soziale und kulturelle Entwicklung.

Nach der Ehrenbürgerwürde des Staates Bolivien, die Frank Weber als bisher einziger Ausländer 2008 erhielt, und dem Ehrenbürgertitel der Stadt Cochabamba 2009, ist dies nun eine weitere hochklassige Auszeichnung, die das Tun und das vielseitige Schaffen Webers weit über Boliviens Grenzen unterstreicht. Vor ziemlich genau einem Jahr noch feierte er in der Schweinfurter Rathausdiele das 25-jährige Bestehen der Straßenkinderhilfe in Verbindung mit seinem 50. Geburtstag.

Weitere Informationen: www.strassenkinderhilfe.de

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