09721 387190 post@revista.de

Am Kulturachter Euerbach entsteht ein 120 Meter langes Friedensdenkmal

06.06.2011

Anzeige

Euerbach: Ein Friedensdenkmal an der ehemaligen Radarstellung „Haderäcker“ aus dem Zweiten Weltkrieg entsteht derzeit auf dem Kulturachter Euerbach, einem kultur- und naturhistorischen Wanderweg rund um das Dorf. Aus Stücken der alten Heeresstraße, einst von Kriegsgefangenen befestigt, wird ein Friedens- oder Versöhnungsweg gebaut.

Der Wanderweg über 7,25 Kilometer und 17 Stationen, der im vergangenen Jahr beschildert wurde, greift in seiner Südroute vor allem die jüngste Geschichte von Euerbach auf: Die des Zweiten Weltkrieg. Weil gerade diese Zeit ältere Einwohner noch beschäftigt, teils schmerzlich belastet, und weil die jüngeren sich auch diesem Bereich der Ortsgeschichte bewusst werden sollen, nahmen Bürgermeister Arthur Arnold und der frühere Gemeinderat Johannes Krüger das Thema auf. Schließlich zeugen heute noch Reste einer Flak-Stellung (Flugabwehrkanone), die alte Heeresstraße, die ehemalige Nachrichtenstellung „Lager Wildschwein“ oder der Sockel der zugehörigen Radarstellung „Haderäcker“ vom Kriegsgeschehen.

„Krieg soll sich nie mehr wiederholen“, lautet der Gedanke, den der historisch interessierte Johannes Krüger, hauptberuflich Baudirektor beim Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken, über den Friedens- oder Versöhnungsweg mitten in der Flur stellt. Ehrenamtlich erarbeitete er daher das Konzept für den Kulturachter und für das Friedensdenkmal.

Dort, in der Flurlage Haderäcker, ist in einem Acker noch der östliche Betonsockel eines „Würzburger Riesen“ deutlich zu sehen. Zwei solcher Radargeräte zur Überwachung des Luftraumes, mit einem Parabolspiegel von 7,5 Meter Durchmesser, dienten im Zweiten Weltkrieg der Führung der deutschen Flugzeuge im Umkreis von 50 bis 80 Kilometer. Mit einem weiteren, so genannten Freya-Gerät wurden feindliche Flugzeuge geortet, etwa 160 Kilometer weit reichte dieses Frühwarnsystem.

Alle drei Geräte gehörten zur Ausstattung des nahen „Lager Wildschwein“, eine Nachrichtenstellung, die zwischen 1943 und 1945 mit bis zu 200 Personen die Ergebnisse der Radarstellung „Haderäcker“ sowie von Nachbarstellungen auswertete und an die eigenen Flugzeuge weitergab.

Direkt am Lager vorbei führte als Feldweg seit dem Mittelalter die so genannte Heeresstraße. Sie wurde 1943 von russischen Kriegsgefangenen mit Beton befestigt. „Die Gefangenen waren im Fliegerhorst Niederwerrn untergebracht. Sie wurden jeden Morgen unter Geleitschutz zum Arbeiten dorthin gebracht und abends wieder in ihr Quartier“, weiß Johannes Krüger aus Erzählungen älterer Euerbacher.

Als jetzt im Zuge der Flurbereinigung dieser Wirtschaftsweg erneuert werden musste, wurden große Betonstücke ausgebaut und als Erinnerung und Mahnung im Teilbereich des alten Hohlweges, neben der neuen Asphaltdecke, wieder eingebaut. Bei der noch folgenden Gestaltung dieses Abschnitts werden auch die Euerbacher Grundschüler miteinbezogen. „In der vierten Klasse steht das Thema Zweiter Weltkrieg an. Ich werde die Kinder an einem Unterrichtsgang hierher begleiten und ihnen erzählen. Da wird für sie Geschichte erlebbar“, hofft Krüger.

Die meisten alten Betonstücke werden derzeit bei der Umgestaltung im Bereich Haderäcker verwendet. Dort entsteht aus ihnen ein etwa 120 Meter langer Friedensweg, der sich am „Würzburger Riesen“-Betonsockel vorbei hinauf auf die Höhe der „Blauen Leite“ schlängelt. Wildstrauchrosen und Kräuterwiese werden den Weg begleiten. Oben, am höchsten Punkt, wird eine Aussichtsstelle gestaltet.

Am Sockel der ehemaligen Radarstellung werden so genannte Nationenbäume nebeneinander gepflanzt, Bäume aus den Ländern, die am Zweiten Weltkrieg beteiligt und von denen Menschen unmittelbar mit Euerbach zu tun hatten. Gepflanzt werden im Herbst eine Linde für Deutschland, ein Apfelbaum „Goldparmäne“ für Frankreich, eine Stieleiche („Oaktree“) für Großbritannien, eine Zeder für Israel, eine Dalmatinische Schwarzföhre für Kroatien – so genannte „Hilfsfreiwillige“ aus Kroatien mussten die Munition zu den Flak-Geschützen schleppen – , eine Birke für Russland, ein Vogelbeerbaum für Sudetenland und ein Ahorn für die USA.

„So friedlich, wie sich die Bäume vertragen, sollen sich auch die verschiedenen Nationen vertragen“, lautet die Mahnung zur Versöhnung der Völker, die Johannes Krüger formuliert hat.

Die Gemeinde Euerbach hat für die Gedenkstätte das Gelände im Rahmen der Flurbereinigung erworben, der Gemeinderat hat das Konzept im November 2009 einhellig begrüßt. Die Arbeiten, für die Zuschüsse vom Amt für Ländliche Entwicklung zugesagt sind, wurden Anfang 2010 vergeben, die Umsetzung dauerte, auch aufgrund der schlechten Witterung, länger als geplant. „Wir denken daran, zum Volkstrauertag im November den Friedensweg offiziell zu eröffnen“, sagt Krüger. Dann hätte dieser Gedenktag auch tatsächlich die Dimension, die ihm eigentlich zugesagt wird: Mahnen, erinnern, handeln, „vom Krieg zum Frieden“, wie auch das Euerbacher Denkmal heißt.


Fotos: Silvia Eidel

Aus dem Gemeindeblatt Euerbach vom 3.6.2011.


 

Hier können Sie den kostenlosen E-Mail-Newsletter von revista.de abonnieren. Sie erhalten jeden Wochentag die aktuellsten Meldungen per E-Mail:

Kleinanzeige – Hier könnte Ihre Kleinanzeige stehen: Kleinanzeige aufgeben

Anzeige


Weitere Informationen unter: baecker-schmitt.de

ÜBER UNS

REVISTA ist seit 50 Jahren zuverlässiger Partner für Gemeinden, Städte und Kommunen.

Unser Kerngeschäft ist der Druck & Verlag von Amtsblättern, Mitteilungsblättern & Gemeindeblättern.

AMTSBLATT VERLAG & DRUCK

MEDIADATEN

Jetzt unverbindlich unsere Mediadaten und Preise anfordern. Ihre E-Mail-Adresse genügt.

MEDIADATEN ANFORDERN

KOSTENFREIE ANZEIGENANALYSE

Ihr Werbeerfolg ist unser Ziel. Nutzen Sie unsere kostenlose und unverbindliche Anzeigenanalyse!

ANZEIGE EINREICHEN

SWMAGAZIN

  • SWmagazin Januar / Februar 2025 ist online

KLEINANZEIGEN

Ihre private Kleinanzeige (Text) in den Gemeindeblättern, ab nur 10 Euro.

KLEINANZEIGE SCHALTEN

ANZEIGE


Weitere Informationen unter: steuerkanzleifuchs.de