Würzburg-Schweinfurt: Zu einem Austausch auf Augenhöhe rund um Themen der künstlichen Intelligenz haben das Center für Künstliche Intelligenz (CAIRO) der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) und die Würzburg Web Week gemeinsam eingeladen. Rund 120 Interessierte – Berufstätige aus den verschiedensten Branchen, Forschende, Studierende, ein Schüler und ein Rentner – kamen zusammen, um miteinander in den Räumen des CAIRO zu diskutieren und zu programmieren.
„Das erste AI-Barcamp in Würzburg hat unsere Erwartungen weit übertroffen, mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus ganz Deutschland und einer beeindruckenden Themenvielfalt“, so lautet das Fazit von Organisatorin Ute Mündlein, die auch die Wuerzburg Web Week organisiert. Worum es bei einem Barcamp inhaltlich geht, wird nicht schon vorher festgelegt, sondern entscheidet sich spontan zu Beginn der Veranstaltung. Daher wird das Format auch als „Un-Konferenz“ bezeichnet. Ob Präsentation, Diskussion oder gemeinsames Programmieren – was bei den letztendlichen Programmpunkten passiert, hängt ganz von den jeweiligen Interessen ab.
Zunächst stellten sich alle 120 Teilnehmenden innerhalb von weniger als 15 Minuten kurz vor. Danach reihten sich diejenigen auf, die eine Leitfrage oder speziellen Aspekt als mögliches Thema mitgebracht hatten. Eine kurze Erläuterung, danach zeigte das Publikum durch Handheben, wer daran teilnehmen wollte. Insgesamt 28 Sessions kamen so innerhalb kürzester Zeit zustande.
Aktuelle Trends als Leitfragen
Die Themen waren vielfältig und richteten sich nicht ausschließlich an IT-Spezialisten: Wie lässt sich künstliche Intelligenz (KI) in Marketing und Vertrieb einsetzen? Können Anwälte in Zukunft durch eine KI ersetzt werden? Welche Risiken gehen von einer starken KI aus? Welche Kompetenzen werden in einer Zukunft mit künstlicher Intelligenz gefragt sein? Welche Anforderungen hat die Industrie für die Lehre im Bereich KI und maschinelles Lernen? Die vorgeschlagenen Leitfragen spiegelten viele aktuelle Trends und Fragestellungen wider.
So forderte Boris Loktev von der Pentadoc AG die Teilnehmenden seiner Session auf, „hinter den Hype“ zu blicken und kritisch zu fragen, was in der KI-Entwicklung bisher erreicht wurde. Er zeigte auch die weniger bekannten Nebeneffekte auf, die mit dem Einsatz von KI einhergehen. So sei nicht nur der Strombedarf enorm, sondern auch der Wasserverbrauch für die Kühlung von Servern. Sein Lösungsvorschlag: bessere, nicht einfach größere KI-Modelle entwickeln.
CAIRO-Mitglied Prof. Dr. Frank Deinzer, der auch als Gastgeber fungierte, stellte in einer Session die Forschungsarbeit des Instituts vor. „Jenseits unserer oft technischen Ausrichtung konnte das Barcamp auf die Notwendigkeit hinweisen, ethische Standards und Richtlinien für die Entwicklung und den Einsatz von KI zu entwickeln. Dazu gehört der Schutz der Privatsphäre, die Vermeidung von Diskriminierung und die Sicherstellung von Transparenz und Nachvollziehbarkeit“, resümierte er. „Außerdem gab es einen regen Austausch zu technischen Lösungen im Hackspace. Die Teilnehmer an diesen Sessions konnten viele Impulse für eigene Projekte mitnehmen.“
Ute Mündlein betonte das positive Feedback der Teilnehmenden, auch sei gleich nach einer Wiederholung noch in diesem Jahr gefragt worden. Die Breitenwirkung dieses offenen Formats ist auch für Prof. Dr. Deinzer wichtig: „Das Barcamp war ein Beitrag, Zugang zu KI-Technologien und -Bildung für alle zu gewährleisten, um digitale Kluften zu vermeiden.“
Per Handzeichen Interesse zeigen – die Aufteilung der einzelnen Sessions beim AI-Barcamp (Foto: THWS/Eva Kaupp)