Landkreis Schweinfurt: Spurensuche beim Apfel: In diesem Jahr zeichnet sich eine üppige Apfelernte ab. Bäume biegen sich unter der Last des Fruchtbehangs. Die Spuren der Witterung, der Fraßfeinde und der Befall von Pilzerkrankungen zeigen, ob sich ein Einlagern der Äpfel lohnt. Brigitte Goss, Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Schweinfurt, gibt nützliche Tipps und erklärt, warum es wichtig ist, bei der Ernte genau hinzusehen.
Dieses Jahr könnte die sogenannte Glasigkeit des Fruchtfleisches eine Rolle spielen. Dabei erscheinen im Fruchtfleisch wässrig durchscheinende Stellen. Sie sind auf ein schnelles Wachstum der Frucht als Folge einer Regenperiode nach einer Trockenheitsphase zurückzuführen. Glasigkeit tritt besonders in heißen trockenen Sommern auf und ist sortenabhängig. Anfällige Sorten sind Alkmene, Boskoop, Cox Orange und Gloster. Die Glasigkeit tritt besonders in der Erntezeit auf, die zu schlechter Lagerfähigkeit und zu Geschmackseinbußen führt.
Erste Anzeichen für Stippe des Fruchtfleisches sind eingesunkene verfärbte Stellen auf der Schale. Bei einem aufgeschnittenen Apfel sind trockene, braune, abgestorbene Zellennester im Fruchtfleisch zur erkennen. Sie sind auf Kalziummangel im Apfel zurückzuführen. Äpfel mit Stippebefall sind nicht lagerfähig und zudem ungenießbar.
Die Ursachen für Stippe können vielfältig sein. Der Baum ist mit Kalium und Stickstoff überdüngt. Reifen nur wenige Äpfel, die sehr groß werden, sind diese unterversorgt. Wurde der Baum zu stark geschnitten, treibt er stark durch oder ist es sehr heiß und trocken, gehen die Nährstoffe eher in die Blätter als in die Frucht. Der Baum sollte deshalb angemessen gedüngt und gepflegt werden. Werden die Äpfel zu früh geerntet, steigt das Risiko der Stippe im Lager. Dort sollte zudem die Luftfeuchte nicht zu niedrig sein. Anfällige Sorten sind großfruchtige Sorten, wie Gravensteiner, Jonagold und Ontario.
Apfelschorf ist einer der bedeutendsten Schadorganismen am Apfel. Auf der Fruchtschale sitzen harte verhornte Stellen, die zu Rissbildungen führen können. Die Blätter sind ebenfalls mit olivgrünen Flecken an der Blattoberseite befallen und fallen frühzeitig ab. Besonders in niederschlagsreichen Monaten Mai und Juni, aber auch noch Juli-August kann sich der Pilz gut ausbreiten. Schorf beeinträchtigt den Geschmack und die Lagerfähigkeit. Oft sind besonders ältere Sorten und moderne Kultursorten wie Elstar betroffen. Neuere Sorten, wie Santana, Florina oder Solaris für den Hausgarten sind auf Schorfresistenz und Schorftoleranz gezüchtet.
Der wichtigste Schädling des Apfels ist ein Kleinschmetterling. Der Apfelwickler verursacht als „Wurm“ im Apfel und bei Birne und Quitte erhebliche Schäden. Ende Juli-Anfang August fliegen die Falter der 2. Generation. Sie verursachen den größten Schaden an der reifenden Frucht.
Ab Juni/Juli müssten befallene Früchte aus dem Baum gepflückt werden, bevor sie sich die Raupen abseilen und im Boden verpuppen. Abgefallene Früchte sind meist vom Wurm nicht mehr bewohnt.
Leider zeigen auch Fanggürtel aus Wellpappe keine ausreichende Wirkung. Lockstofffallen dienen zur Überwachung des Fluges und eignen sich nicht zur Bekämpfung. Für den Hausgarten ist zurzeit leider keine wirkungsvolle Bekämpfung möglich.
Ein weiterer Schmetterling, der Apfelschalenwickler, schädigt wie der Apfelwickler die Frucht, beschädigt die Fruchtschale und frisst die oberflächlich an. Oft ist das Eintrittsloch des Apfels mit einem Blatt verschlossen. Nützlinge, wie Ohrwürmer können die Raupen dezimieren. Die Äpfel sind wie beim Apfelwickler nicht mehr lagerfähig und faulen schnell.
Wichtig ist bei der Ernte, sich die Äpfel genau anzusehen. Beschädigte Äpfel können noch genutzt werden, wenn die Schadstellen entfernt und sofort verarbeitet werden. Apfelliebhaberinnen und Apfelliebhaber sollten besonders bei Herbst- und Winteräpfel auf Schäden und Druckstellen achten, denn diese beeinträchtigen stark die Lagerfähigkeit.
Foto: Brigitte Goss/LRASW