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Dauerregen, ein Unimog und drei Ehrenamtliche

17.12.2010

Volkach: Kräftiger Wind, Starkregen und Temperaturen knapp über Null. Der 18. Dezember 2000 war ein ungemütlicher Tag.

Trotzdem hatte sich am Escherndorfer Haltepunkt bereits frühmorgens ein kleines Grüppchen unentwegter Eisenbahnfreunde eingefunden. Thomas Benz aus Gramschatz erinnert sich noch genau an diesen Vormittag: bibbernd warteten die drei auf einen Zweiwege-Unimog mit professionellem Schneidwerk. Das Geld für das Fahrzeug hatte der Landkreis zur Verfügung gestellt.

Zunächst arbeitete sich der Trupp Richtung „Weißes Haus“ vor. Während der Unimogfahrer die im Gleisbereich wuchernden Büsche und Bäume absägte, zerrten die drei anderen das Schnittgut von den Schienen. Doch bereits gegen Mittag streikte der hydraulische Sägearm – der Regen hatte dessen Elektrik schachmatt gesetzt. Aber schon am nächsten Morgen ging die Arbeit munter voran. Noch vor Weihnachten war die Strecke bis hinunter nach Astheim frei geschnitten. Erst nachdem der Unimog abgerückt war, merkten drei Freiwilligen, dass die eigentliche Arbeit gerade erst begonnen hatte: 10 km Bahnstrecke von Schnittgut frei räumen, alles abfahren, erst dann war in wahrsten Sinn des Wortes der Weg frei für eine kritische Bestandaufnahme.

Und die fiel nicht schlecht aus. Gleisanlagen und Unterbau hatten die Jahre der Stilllegung gut überstanden, die Technik an den Bahnübergängen war noch vollständig erhalten und vor allem: die Zahl der Helfer wuchs rasch. Dazu kamen kompetente Ex-Mitarbeiter der Bundesbahn, die den Mainschleifenbahnern mit Rat und Tat zur Seite standen – viele sind noch heute dabei. Langsam kam auch Unterstützung aus nah und fern. Die Stadt Volkach unterstützt seither im Rahmen ihre Möglichkeiten den Erhalt der Gleisanlagen, durch einen kleinen Zuschuss und fallweise auch durch technische Hilfe. Der Markt Eisenheim baute seinen Bahnsteig wieder auf.

Bis Herbst 2003 sollte es dauern, bevor wieder ein fahrplanmäßiger Zug von Seligenstadt bei Würzburg nach Volkach rollen sollte. Doch dann war es geschafft: die knapp 10 Kilometer lange und mehrfach totgesagte Strecke war aus dem Dornröschenschlaf erwacht: von der Bahn angepachtet, amtlich abgenommen und damit wieder eine „öffentliche Eisenbahninfrastruktur“. Rund 125.000 Euro an Zuschüssen waren in den Wiederaufbau der Gleisanlagen geflossen, dazu Tauschende ehrenamtlicher Arbeitsstunden. Der Förderverein hatte aus Eigenmitteln einen Oldtimer-Schienenbus beschafft (und später auch generalüberholt). Seither pendelt dieser Jahr für Jahr vom 1. Mai bis Ende Oktober an jedem Sonn- und Feiertag zwischen Seligenstadt b.W. und Volkach Astheim. Nach dreijährigen Vorarbeiten konnte der Förderverein Mainschleifenbahn Mitte 2010 eine Halle für den Schienenbus bauen. Unterstützung erhielt er dabei u.a von der Unterfränkischen Bezirksstiftung, von der Sparkasse Mainfranken und vom Landkreis Kitzingen. Den größten Teil der Last trägt aber nach wie vor der Förderverein Mainschleifenbahn mit seinen Aktiven.

Allein für den Fahrbetrieb leisten die ehrenamtliche Eisenbahner Jahr für Jahr über 1000 Arbeitsstunden. Dazu kommen weitere Stunden für die Wartung der Fahrzeuge und der Unterhalt der Strecke.

Doch Engagement und die Freude über eine gut funktionierende Tourismusbahn allein reichen längst nicht aus. Ohne die jährlich rund 12.000 Fahrgäste aus nah und fern sowie zahlreiche bestellte Sonderfahrten wäre die Mainschleifenbahn wohl eine Eintagsfliege geblieben. Aber die Zahl der Mitfahrer steigt von Jahr zu Jahr leicht an – und inzwischen kommt jeder zehnte Fahrgast per Bundesbahn nach Seligenstadt.

Dabei ist die Mainschleifenbahn kein Selbstzweck, auch die Orte entlang der Strecke profitieren von ihr. Über 300.000 Euro zusätzlicher Kaufkraft bringen deren Fahrgäste Jahr für Jahr in die Region, so das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie.

Trotzdem, ganz glücklich sind die Männer der ersten Stunde noch nicht. „Eigentlich wollten wir ja den Nahverkehr zwischen Volkach und Würzburg wieder zum Rollen bringen“ erinnert sich Dr. Wolfgang Schramm. „In 25 Minuten vom Volkacher Bahnhof zum Würzburger Hauptbahnhof, das wäre möglich gewesen, eine echte Alternative zum eigenen Auto. Die Fahrpläne dazu hatte die Bayerische Eisenbahn-Gesellschaft schon in den Schubladen gehabt“. Aber ganz aufgegeben haben die Mainschleifenbahner den Traum vom SPNV zwischen Würzburg und Volkach noch nicht. „Zwischen Traunstein und Traunreut rollen wieder Personenzüge auf früher stillgelegten Schienen. Und auch zwischen Weißenhorn und Ulm scheint sich demnächst einiges zu tun. Vielleicht hat da auch die Mainschleifenbahn noch eine Chance. Mit modernen Fahrzeugen, im Stundentakt und mit Verbundfahrschein – halt so, wie es vor über zehn Jahren einmal angedacht gewesen war“.

Foto: IGM

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