Würzburg/Schweinfurt: Demokratiefeindlichkeit und Extremismus die Stirn bieten: Dies haben Kommunikationsdesign-Studierende der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) umgesetzt, indem sie politische Plakate gestalteten. Unter der Leitung von Prof. Gertrud Nolte von der Fakultät Gestaltung, verfolgten die Studierenden ein Semester lang die Medienlandschaft und erstellten Woche für Woche je ein aktuelles Plakat aus persönlich ausgewählten Nachrichten.
Der Plakatkurs von Prof. Nolte „I A : A I Immer Aktuell : Aktuell Interpretiert“ hat Tradition. Er existiert seit nunmehr 20 Jahren. Diesmal kooperierte er mit dem aktuellen Würzburg-Projekt von pics4peace e. V. #endlichankommen. Das von Dr. Pia Beckmann initiierte Projekt steht unter der Schirmherrschaft des Würzburger Oberbürgermeisters Christian Schuchardt. Es will den Spaltungen in unserer Stadtgesellschaft entgegenwirken und auf vielfältige Weise mit Hilfe von Kunst und Kreativität Vorurteile abbauen sowie den Dialog untereinander fördern. Ein Bestandteil von #endlichankommen war die Kooperation mit dem Plakatkurs mit dem Höhepunkt einer Ausstellung ausgewählter Plakate im Congress Centrum Würzburg.
Die dort präsentierten 32 Plakate widmeten sich dem, was nach Auffassung der jungen Künstlerinnen und Künstler aktuell bei uns als demokratiegefährdend und gesellschaftsspaltend wahrgenommen wird. Was diese Ausstellung auch mit den jungen Menschen machte, beschreibt die Studentin Isabella Adelt: „Ich fand es richtig schön, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen. Sie interessieren sich und stellen Fragen, kommen so in den politischen Diskurs. Toll ist, dass wir damit auch mehr Menschen erreichen als nur innerhalb unserer Hochschule.“
Die Werke decken von den Studierenden identifizierte Missstände in Gesellschaft und Demokratie auf, rufen auf zu mehr Solidarität, verstärken Positives oder geben potenziell Übersehenen bzw. Gefährdeten eine Stimme. Wesentlich für das Ankommen im Leben seien vor allem unsere Grund- und Menschenrechte sowie Demokratie und Freiheit. In der Welt wachse die Zahl der Autokratien ständig. Auch bei uns in Europa und Deutschland gebe es diesbezüglich gefährdete Tendenzen, so Prof. Nolte.
Auswahl der Werke von Studierenden des Studiengangs Kommunikationsdesign der THWS, die im Congress Centrum Würzburg ausgestellt wurden (Foto: THWS/Gertrud Nolte)
Insgesamt entwarfen die Studierenden während ihres Kurses über 140 Plakate. Auf die Frage, warum sie selbst so viel Arbeit in dieses Projekt stecke und diesen Kurs immer wieder anbietet, antwortet Prof. Nolte: „Ich möchte die Studierenden anhalten, gesellschaftsrelevant zu denken, sich zu interessieren, aufmerksam zu beobachten, weil Gestaltende im Beruf in der Verantwortung sind, richtige Dinge zu tun, gute Dinge zu tun und reflektierte Dinge zu tun – um dadurch wirksam zu sein.“
Bis zu den Osterfeiertagen waren alle Interessierten eingeladen, die Ausstellung als Einstieg in den politischen Diskurs zu nutzen und damit ihren Beitrag zur gelebten Demokratie zu leisten. „Wir wollen mit der Ausstellung demokratiegefährdenden Strömungen entgegenwirken und zum politischen Diskurs einladen“, so Dr. Pia Beckmann. Dass am Tag der Vernissage eine in Teilen als rechtsextrem eingestufte Partei im Congress Centrum Würzburg tagte, bezeichnete Pia Beckmann als überraschende, aber passende Koinzidenz.
Mit ihren Plakaten nehmen die Studierenden am Wettbewerb von pics4peace e. V. teil. Die drei Gewinner-Werke resultieren aus dem Votum einer generationenübergreifenden Fachjury in Verbindung mit dem Votum von Social-Media-Nutzenden. Die Siegerinnen und Sieger erwartet ein gemeinsames kooperatives Projekt.
Ein Teil der politischen Plakate von I A : A I und #endlichankommen wird am 8. und 9. Juni im „Kunstleeren Raum“ auf dem Platz vor dem Museum am Dom gezeigt.
Titelbild: (V. li.:) Die THWS-Studentinnen Anna Lindner und Isabella Adelt während der Vernissage der Plakatausstellung des pics4peace e. V. Die Plakate entstanden während des Kommunikationsdesign-Studiums im 3. Semester mit Prof. Gertrud Nolte im Rahmen einer Kooperation mit dem Projekt #endlickankommen (Foto: Pia Beckmann)