Gochsheim: Sie waren begeisterte Flieger, die Gründer des Aero Clubs, denn als sie sich vor 60 Jahren trafen und den Verein aus der Taufe hoben, war noch nicht abzusehen, wann sie einmal in die Lüfte steigen würden.
Ein dreiviertel Jahr später aber hoben die Alliierten das Flugverbot für Segelflugzeuge auf und die Deutschen durften sogar wieder eigene Flugzeuge besitzen.
Im Winter darauf gingen die Mitglieder daran eine Schleppwinde zu bauen. Damit und mit einem geliehenen Flugzeug erhoben sich die Mitglieder des Clubs dann im Sommer 1952 erstmals in die Lüfte. Zielstrebig wurde weiter an der Verwirklichung ihres Traums gearbeitet. Jetzt musste ein eigenes Flugzeug her. Zehn Deutsche Mark gab jedes Mitglied dafür, den Rest legte die Schweinfurter Industrie drauf, und so wurde die Grunau Baby III gekauft.
Dieses „Baby“ aber hatte einen kleinen Fehler, es war ein Einsitzer. Der Verein aber wollte möglichst viele Nachwuchsflieger begeistern und ausbilden. Einen Fluglehrer hatte man, aber kein passendes Flugzeug, nämlich einen Zweisitzer. Noch ein Flugzeug aber konnte man sich nicht leisten und auch die Industrie hatte inzwischen kein Geld mehr. Also wurden die Condor IV und die MÜ 13 E eben teilweise selbst gebaut.
Jetzt fehlte nur noch ein Flugplatz, auf den mussten die Vereinsmitglieder bis 1965 warten. Damals kaufte die Stadt Schweinfurt das heutige Fluggelände auf der Gemarkung Gochsheim und verpachtet es seitdem an den Aeroclub. Jetzt stand dem Wachsen nichts mehr im Wege. Heute besitzt der Verein zwei Motormaschinen, einen Motorsegler, zwei Doppelsitzer-Segelflugzeuge und fünf Einsitzer-Segler. Außerdem sind zahlreiche Privatflugzeuge auf dem Flugplatz Schweinfurt Süd zuhause.
Ein besonderes Augenmerk legen die Flieger auf die Nachwuchsförderung. Ab 14 Jahren kann die Ausbildung beginnen und wer einmal Feuer gefangen hat, meint Vorsitzender Udo Winterstein, der bleibt auch dabei. Zum 60. Geburtstag bot der Aero Club viele Rundflüge an, mit dem Segelflugzeug ebenso wie mit Motoflugzeugen. Wenn auch für die Segler nur „Schülerwetter“ war, d.h. sie wurden hochgezogen und konnten dann langsam nach unter gleiten, weil wegen des durchwachsenen Wetters kaum Thermik da war. – die Fluggäste schien‘s nicht zu stören.
Nachdem ein Gottesdienst im Freien den Geburtstag eröffnete, wurde ein Gedenkstein, den sich der Club zum 60. Geburtstag gönnte, eingeweiht. Vier Gründungsmitglieder, der langjährige Fluglehrer Ernst Bräutigam und der Bauherr des Platzes und der Hallen Aquilin Werb, sowie Helmut Müller und Viktor Förster wurden noch einmal ausgezeichnet. Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé überbrachte die Glückwünsche der Stadt, die stolz sei auf ihren Flugplatz Schweinfurt Süd. Die Gäste des Aero Clubs ließen sich vom Wetter nicht abschrecken, sie bewunderten die Flugzeuge, stiegen in die Lüfte oder erforschten den Transporthubschrauber der Bundeswehr, der ein Besuchermagnet war.