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Mit dem Frühstück fängt es an: Schon das Eierkochen ist eine Kunst

vom 28.03.2013 - 09:03 Uhr

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Aus dem aktuellen SWmagaz.in: Größer wird die Kunst, sich das ‚richtige‘ Ei zu beschaffen. Bei uns zu Hause gibt es schon seit langer Zeit Eier im Bio-Abo. Eigentlich ist das ganz einfach. Der Vater einer Arbeitskollegin hat ein paar Hühner zu Hause auf dem Dorf. Von einer kleinen Landwirtschaft, wie sie früher bei uns in der Gegend häufig nebenberuflich der autarken Selbstversorgung diente, sind ein paar Hühner übrig geblieben. Die Eier würden wohl durch alle EU-Raster fallen, sie sind weder gleich groß, noch gleich schwer. Sie passen nur einzeln in geläufige Handelsklassen. Sie sind teils braun, teils weiß, aber sie schmecken und sind garantiert frisch. Die Hühner gackern munter im Garten herum, scharren was das Zeug hält, fressen auch

Küchenabfälle, am liebsten Kartoffelschalen und haben sichtlich keinen Stress. Die Quadratmeter für den Normauslauf der Bioei-erzeugung hat auch noch niemand nachgemessen. Egal, das ‚Beschaffungsproblem‘ Frühstücksei ist für uns schon lange gelöst.

Das private ‚Eier-Beschaffungs-Modell‘ ist keine Lösung für die städtischen Ballungszentren. Verbraucher in den großen Städten (auch in den kleinen) sind auf die Versorgung durch die Lebensmittelketten angewiesen. Sie haben sich bis dato darauf verlassen, dass dort wo Bio-Eier draufsteht, auch Bio-Eier drin sind.

 

Wasserdichtes Lebensmittelrecht

Unser deutsches Lebensmittelrecht ist so wasserdicht wie kein anderes auf dieser Welt. Viele halten es für überreguliert. Trotzdem haben ‚Gauner‘ ein paar Hühner mehr auf die Fläche gestellt als vom Gesetz vorgeschrieben. Damit haben sie keine Bio-Eier mehr produziert. Eine Freiland-Henne muss eine Auslauffläche von mindestens vier Quadratmetern haben, dann legt sie Bio-Eier. Die beschuldigten Betriebe, auf die die Staatsanwaltschaft jetzt losgeht, sollen mehr Hennen auf den Flächen gehalten haben. Bei einigen besteht der Verdacht, Freilandhühner in Ställen gehalten zu haben. Das hat nicht nur Tierschützer auf den Plan gerufen. Staatsanwälte haben vorsätzlichen Betrug gewittert und Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner sagte, das sei auch Betrug an den vielen Bio-Landwirten in Deutschland, die ehrlich arbeiten. Recht hat sie, wenngleich das Ei sich durch nichts von dem Ei unterschieden hat, das vor dem Betrug auf den vorgeschriebenen Quadratmetern produziert wurde.

 

Lug und Betrug

Egal, Betrug ist Betrug und Skandal ist Skandal, der bringt zumindest der Medienlandschaft Aufwind, mehr Leser, höhere Einschaltquoten. Die Gerichte werden wohl darüber befinden, wie groß nun letztlich die Gaunerei war. Vergiftet wurde mit diesen Eiern niemand und den qualitativen Unterschied hat wohl auch keiner bemerkt.

 

Gefährlich für die Gesundheit

Eine ganz andere Qualität hatte der Futterfett-Skandal im Jahre 2010 in Schleswig-Holstein. Dort mischte eine Futtermittelfirma alte Industriefette, die stark mit krebserregendem Dioxin belastet waren, in seine Futtermischungen. Über Eier, über Schweine- und Geflügelfleisch landeten die Dioxine beim Verbraucher. Die Ermittlungen sind bis heute noch nicht abgeschlossen.

 

Keiner will Massentierhaltung

Birgitt Piepgras, die landwirtschaftspolitische Sprecherin der Piratenpartei, von Beruf Schmetterlingsforscherin, hat dazu gesagt: „Allen politischen Bekundungen zum Trotz regiert in der landwirtschaftlichen Praxis nach wie vor die Logik der Massenproduktion.” Das ist leicht gesagt und so platt wie die Forderung nach Reichtum für alle.

 

Geiz ist geil

Die Landwirtschaft wird einfach durch den Markt, also letztendlich durch uns Verbraucher dazu gezwungen, immer billiger zu produzieren. Wenn heute jemand 9 bis 25 Cent für ein Ei bezahlen muss, dann sind diese Preise nur mit einer entsprechenden Betriebsgröße zustande gekommen, zumal der Handel auch verdienen muss und will. Die Forderung nach Fläche und Auslauf für die glücklichen Hühner wird schon dann scheinheilig, wenn wir uns beim Einkaufen bei einem Eierpreis von 30 Cent oder mehr, umdrehen und zu den billigen Angeboten greifen.

 

Selbst ist der Mann (oder die Frau)

Jeder könnte sich, zumindest im eigenen Garten, ein paar Hühner halten. Glück und Wohlbefinden der Tiere lägen dann in seiner Hand. Die Gesetze erlauben die Hühnerhaltung im eigenen Garten. Ein Hahn und 20 Hennen sind als Obergrenze für eine private Hühnerhaltung definiert. Die Lautstärke für das Hähnekrähen wurde auch schon vor Gericht festgelegt.

 

Bei der Lautstärke unterscheiden sich Stadt und Land

Auf dem Dorf müssen Nachbarn viel mehr und lautere Tiergeräusche ertragen als in städtischen Wohngebieten. Das haben die Gerichte beurteilt. Technische Lösungen gegen das zu frühe Hähnekrähen gibt es. Eine Hühnerstall-Tür mit Zeitschaltuhr, die die Tür z.B. erst um 9.00 öffnet, verspricht, dass der Hahn nicht schon um 5.00 Uhr die Nachbarschaft weckt. In einem dunklen und schön warmen Stall schläft auch der Hahn vielleicht länger.

 

Meldung machen

Als Hühnerhalter wird man schnell merken, dass auch Hühner Arbeit machen. Jedes einzelne Huhn im eigenen Garten muss beim zuständigen Veterinäramt gemeldet werden. Das gilt für alle Geflügelarten, auch für Truthühner, Rebhühner, Fasane, Laufvögel, Wachteln, Enten oder Gänse, ohne Ausnahme und ab dem ersten Tier. Außerdem muss die Haltung bei der Tierseuchenkasse (Tierseuchenfonds) gemeldet werden. Einmal jährlich werden alle Hühner gegen die Newcastle Krankheit (atypische Geflügelpest, Vogelgrippe) geimpft.

 

Kleiner Schritt bis zum Landwirt

Wie in der professionellen Landwirtschaft ist das ein ganzer Haufen Bürokratie. Dann gab‘s da noch die Vogelgrippe. Schnell war die ‚Stallpflicht für Geflügel‘ als Verordung auf den Weg gebracht. Ein großes Problem für die Freilandhaltung: Wo krieg‘ ich auf die Schnelle einen ausreichend großen Stall her? Darf ich dann meine Eier noch als Freilandeier in den Handel bringen?

Je mehr man sich mit dem Thema Tierhaltung befasst, desto klarer werden die vielen Probleme und Hürden, vor denen die professionellen Erzeuger stehen. Jeder, der bei uns im überregulierten Mitteleuropa irgendetwas zum Essen produziert, steht immer mit einem Bein im Gefängnis. Unternehmer, die sich mit Ernährung im weitesten Sinne befassen, tun gut daran, sich nach allen Seiten abzusichern und möglichst allen Eventualitäten vorzubeugen. Wenn dann noch von allen Seiten immer wieder neue Forderungen und Verordnungen auf diesen Unternehmer zukommen, ist es verständlich, wenn immer weniger Lust verspüren etwas zu unternehmen.

Bei allen Gesprächen für dieses Heft war es immer der größte Wunsch der Landwirte, dass ihre Arbeit mehr wertgeschätzt werden sollte und niemand mit kriminellen Machenschaften in Verbindung gebracht werden will, noch vor jedem wirtschaftlichen Erfolg.

 

Jürgen Kohl

Aus dem aktuellen SWmagaz.in

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