dem aktuellen SWmagaz.in: Zum Job der 1. Bürgermeisterin in ihrer Heimatgemeinde ist Ruth Hanna Gube eigentlich eher zufällig gekommen. Bürgermeister Hubert Hübner ist 1992 aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Eine freie Wählergemeinschaft hat sich gegründet und Roland Vogel, der damalige 2. Bürgermeister, hat ihr den Vorschlag gemacht, sich doch aufstellen zu lassen. Mit der Kommunalpolitik hatte sie als Kind schon Berührung. Ihr Vater war seit Anfang der fünfziger Jahre im Gemeinderat und von 1978 bis zu seinem Tode 1985 1. Bürgermeister. Die sorgfältige Abwägung zwischen dieser großen Chance und der Angst vor der Aufgabe hat ziemlich genau eine Woche gedauert, bevor sie sich zur Kandidatur entschlossen hat. Ihre beiden Töchter waren eigentlich sofort begeistert, ihr Ehemann Lutz eher nicht. Musste er doch im Falle einer Wahl seiner Frau seinen eben erst errungenen Sitz im Gemeinderat aufgeben, hart waren damals die Bräuche.
Für Wahlkampf war keine Zeit, ihre Nominierung kam in letzter Minute, die Frist für den Wahlvorschlag lief sechs Wochen vor der Wahl ab. Ernst genommen haben sie ihre politischen Gegner ohnehin nicht. So konnte Ruth Hanna Gube recht gelassen der Dinge harren. Sie war nicht einmal im Gemeinderat und hatte nichts zu verlieren. Ruth Hanna Gube war zu diesem Zeitpunkt gerade mal 40 geworden und in der Verwaltung der Geldersheimer Schule berufstätig.
Ein Geldersheimer Eigengewächs
Ruth Hanna Gube ist ein echtes Geldersheimer Eigengewächs, in Geldersheim geboren, in die Schule gegangen und aufgewachsen. Nur für die gehobene Bildung hat sie einen Abstecher für vier Jahre nach Gemünden in die Realschule gemacht. Dass sie immer eine sehr gute Schülerin war, kann sie heute noch mit Zeugnissen belegen. Lieber noch hätte sie eines der Schweinfurter Gymnasien besucht, aber das gab die Familienkasse einfach nicht her, Bildung war damals noch mehr als heute ein monetäres Problem. Der Vater war Alleinverdiener in der Schweinfurter Großindustrie und fünf Kinder am Familientisch, das war finanziell sicher kein Zuckerschlecken. Eine gute Ausbildung für die Kinder mussten sich die Eltern schon ‚vom Munde absparen‘.
Mit einer Lehre als Apothekenhelferin ist sie dann in das Berufsleben gestartet. In der Schweinfurter Kugelapotheke hat sie freundlich und aufmerksam die Kunden bedient. Die Apotheke am Bahnhofsplatz lag günstig in ‚Fahrradreichweite‘ zu ihrem Heimatort. Trotzdem hat es sie auch beruflich wieder nach Geldersheim gezogen. Als die Schule in Geldersheim über eine Ausschreibung eine Verwaltungsangestellte gesucht hat, hat sie sich beworben. Ruth Hanna war damals schon mit ihrem Lutz verheiratet und die beiden Töchter waren auf der Welt. Ein Arbeitsplatz in Rufweite zu ihrem Heim hatte für die ‚Familienfrau‘ Gube schon viele Vorteile. Es war eine Halbtagsstelle, vormittags waren die Kinder ohnehin im Kindergarten und später in der Schule. Von 1979 bis zu ihrer Wahl 1992 war sie in der Schule tätig.
Die Überraschung war groß
Zur Überraschung vieler, gerade bei den etablierten Parteien, hat Ruth Hanna Gube schon bei ihrer ersten Wahl eine satte Mehrheit von rund zwei Drittel der abgegebenen Stimmen eingefahren. Es war das erste Mal, dass im Landkreis eine Frau, zumal eine ohne Unterstützung seitens einer Partei, den Chefsessel im Rathaus errungen hat. Dass das auch noch so scheinbar spielerisch leicht gelaufen ist, weitgehend ohne das übliche Wahlkampfgedönse, hat viele Kommunalstrategen im Landkreis nachdenklich gemacht. Ruth Hanna Gube ist heute noch ihren Geldersheimer Bürgern so dankbar: „Ich kann das gar nicht beschreiben”, für diese Chance die ihr weiteres Leben doch nachhaltig verändert hat. Die Bürger haben ihr einen riesigen Vertrauensvorschuss gegeben, das hat sie in den ersten Tagen im Amt sehr belastet.
Erstmal schlaflose Nächte
Der Gedanke daran, dass sie dieses Vertrauen rechtfertigen musste, hat ihr schlaflose Nächte bereitet. Im Mai des Jahres 1992 war es laut den Wetteraufzeichnungen erheblich zu warm, es war also ein sonniger Frühsommertag. Wahlsonntag war der zehnte Mai und am Montag musste die gewählte Bürgermeisterin sofort und ohne Vorbereitungskurse, wie sie heute für die neu Gewählten angeboten werden, ihren Dienst antreten. Ihren ersten Arbeitstag im Rathaus sieht sie noch in lebhaften Bildern vor ihrem geistigen Auge. Geschäftsleiter Straub hat der frischgebackenen Bürgermeisterin alle Mitarbeiter vorgestellt und sie anschließend in die ersten ‚Geheimnisse‘ der Verwaltung eingeführt. Zeitgleich musste sie ja noch ihren Job in der Schule erledigen, Ersatz hat man für sie ja auch nicht schnell aus dem Ärmel schütteln können. Ruth Hanna Gube bekommt heute noch Gänsehaut, wenn sie an dieses erste Dreivierteljahr zurückdenkt.
Am Telefon die Frau Bürgermeister
Es hat für ihre Ohren damals schon komisch geklungen, wenn ihr Chef in der Schule bei einem eingehenden Telefonat ihr mit den Worten: „Moment, ich geb‘ ihnen gleich mal die Frau Bürgermeister”, den Hörer in die Hand gedrückt hat. Zugetraut haben ihr den Bürgemeisterjob offensichtlich alle. Sowohl im Gemeinderat als auch in der Verwaltung hat die Tatsache, dass sie eine Frau ist, nie eine Rolle gespielt. Im Gegenteil, wenn es im Gemeinderat z.B. um Bausachen ging, war sie die Frau vom Lutz, die sich damit ja auskennt. Man hat von Anfang an vermutet, dass sie das Know-how in Sachen Bau von zu Hause mitbringt. Die erste Zeit hat sie nicht nur die Tage im Rathaus verbracht, viele Nächte hat das Einarbeiten gekostet.
ABC-Schützin in Sachen Verwaltung
Sie sagt von sich selber, dass sie grundlegende Dinge von Anfang an lernen musste und fühlte sich in Sachen Kommunalverwaltung wie ein ABC-Schütze. Die erste Gemeinderatssitzung hat man vorausschauend im Feuerwehrhaus abgehalten, weil man mit Besuchern gerechnet hat. Der Ansturm war so groß, dass die Stühle nicht ausgereicht haben. Alle wollten bei dieser ersten Sitzung sehen ‚wie sie sich macht‘. Zweiter Bürgermeister Roland Vogel hat ihr geholfen, sich in die Sitzungsmodalitäten einzuarbeiten und so waren die Zuschauer durchgängig mit ihrer Wahl zufrieden. Ihre Pulsfrequenz hätte aber wohl einen Mediziner nachdenklich gemacht.
Richtig große regionale ‚Brocken‘ haben sich schon vorher auf ihrem Schreibtisch gestapelt. Die Flurbereinigung war in vollem Gange, die Mitglieder der Teilnehmergemeinschaft waren immer auch sehr anspruchsvolle Gesprächspartner. Obwohl sie immer das Gefühl hatte: „Jeder im Rathaus und Gemeinderat weiß mehr als du selbst”, es hat sie nie einer spüren lassen. Es hat über ein halbes Jahr gedauert, bis Ruth Hanna Gube langsam gemerkt hat, dass sich das Verhältnis umkehrt, ihr Fleiß und ihre Zähigkeit hat sich ausgezahlt.
„Sie müssen mich nicht angucken”
Im Umgang mit den Ämtern und andern offiziellen Stellen war das anders. Sie erinnert sich an Gespräche zur Vorbereitung eines Regenüberlaufbeckens. Ihre Gesprächspartner haben immer ihre beiden männlichen Begleiter (Geschäftsleiter und Kämmerer) angesprochen und auch angesehen. Da ist der immer sehr besonnenen Ruth Hanna Gube doch mal die ‚Hutschnur‘ gerissen. Auf ihre Bemerkung: „Sie müssen mich ja nicht angucken, aber bin ja wohl diejenige, die zusammen mit dem Gemeinderat die Entscheidungen trifft.” Ertappt haben sich die männlichen Gesprächspartner sofort gefühlt und die roten Köpfe hätten für eine ausreichende Beleuchtung des Besprechungsraumes durchaus gereicht.
Die 29. in ganz Bayern
Als kleine Wiedergutmachung haben sie der Bürgermeisterin eine Datenblatt unter die Nase gehalten, woraus hervorging, dass sie die 29. Bürgermeisterin in ganz Bayern wäre und dass sie das alle so toll fanden. Heute gibt es in Bayern fast 300 Frauen auf den Bürgermeistersesseln in den Rathäusern. Noch heute macht Ruth Hanna Gube ihren Job ehrenamtlich, sie bekommt, wie sie mit hintergründigem Lächeln sagt, also einen ‚Ehrensold‘.
Das Landratsexperiment
1994 hat sie sich durch eigene politische Unerfahrenheit, wie sie heute sagt, dazu hinreißen lassen, für das Amt des Landrates ihren Hut in den Ring zu werfen. Gedrängt von den Freien Wählern, bestärkt von politischen ‚Schulterklopfern‘, auch aus den etablierten Parteien, ist sie blauäugig in den Wahlkampf gegen Harald Leitherer gezogen. Dafür, dass sie im Landkreis kaum einer gekannt hat und dass sie mit einem ‚Wahnsinns-Werbebutget‘ in den ‚Kampf‘ gezogen ist, hat sie doch erstaunlich viele Stimmen einsammeln können.
Ehrenurkunde des Landkreises
Auch ihr damaliger Gegner und heutige Landrat hat ihr Anerkennung ausgesprochen. Im Juli 2010 hat ihr der Landrat sogar die Ehrenurkunde des Landkreises für ihre Verdienste in der Kommunalpolitik überreicht, das ist so in etwa die Ehrenbürgerschaft des Landkreises. Ruth Hanna Gube war von 1996 bis 2008 im Kreistag und von 1988 bis 2003 für die Freien Wähler im Bezirkstag.
Vorsitzende des AZV
Heute noch ist sie die Vorsitzende des Abwasserzweckverbandes (AZV) ‚Obere Werntalgemeinden‘. Dieser ist für die Abwässer der Verbandsgemeinden Dittelbrunn, Euerbach, Geldersheim, Oerlenbach und Poppenhausen zuständig. Außerdem ist sie stellvertretende Vorsitzende des Gadenvereins Geldersheim, den sie 1994 mitgegründet hat. Der Gadenverein veranstaltet regelmäßig vielbeachtete kulturelle Ereignisse in Geldersheim.
Auf ihrem ganzen Weg hat Ruth Hanna Gube bei ganz wenigen Anlässen gemerkt, dass sie als Frau von der Männerwelt nicht richtig ernst genommen wurde. Als Beispiel führt sie ihre Arbeit im AZV an. Ideen, die sie versucht hat einzubringen, sind oft von männlichen Bedenken-trägern abgetan worden. Darunter waren Ideen, mit denen sogar EU-Gelder möglich gewesen wären. Ausgerechnet bei diesen Millionenprojekten haben die Männer den Rückzieher gemacht. Man hat Ruth Hanna Gube offensichtlich nicht zugetraut, die damit verbundenen Risiken erfolgreich zu umschiffen, heute wird diesen Gelegenheiten nachgetrauert. Man hat ihr damals sogar die Mitreise zu ausgewählten Beispielobjekten verweigert, immer mit der Einstellung‚ „das wird ja sowieso nix“. Verbittert ist die Bürgermeisterin darüber nicht, Nachkarten ist nicht ihr Ding. Heute hat sie sich, wie sie sagt, eine eher fränkische Art angewöhnt: „Was du selber tun kannst ist getan…”
Frausein hat nie eine Rolle gespielt
In ihrer eigenen Gemeinde hat das Frausein nie eine Rolle gespielt. Ein einziges Mal hat ihr ein Bürger, der dann später aus Geldersheim weggezogen ist „… so was wie dich hätt‘ man früher als Hex‘ verbrennt…”, an den Kopf geworfen. Sie hat sich in einen Streit unter Nachbarn mit einem Schlichtungsversuch eingemischt. Getroffen hat sie das nicht, zumal dieser Bürger einen ausgeprägten Ruf als Randalierer und Quertreiber hatte.
Entscheidungen immer transparent begründet
Ihr Credo war immer: „Ich hab immer die Interessen der ganzen Gemeinde zu vertreten und nicht das Interesse eines einzelnen Bürgers.” Ihre Entscheidungen hat sie, auch wenn sie einem Einzelnen nicht recht waren, immer transparent begründet. Mit ihrem sachlichen und herzlichen Ton ist es ihr in den allermeisten Fällen gelungen, die verschlungensten Knoten aufzudröseln. Das Frausein, empfindet sie, war in solchen Situationen meistens ein Vorteil. Ruth Hanna Gube gesteht aber ein, dass es in ihrem Umkreis auch genug Männer gibt, die solche positiven Moderationsfähigkeiten besitzen. Darauf zu achten, dass der Andere sein Gesicht bei einem Streit nicht verliert, hält die Bürgermeisterin für wichtig, „…den eigenen Triumph auskosten kann man vielleicht im stillen Kämmerlein”.
Das Schachprinzip
Nicht der erste Zug gewinnt, die auf den ersten folgenden Züge wollen wohl überlegt sein. Das Weiterdenken ist etwas, was auch in der Kommunalpolitik wichtig ist und notwendig. Auch wenn der erste Zug einmal auf den ersten Blick nicht gewinnbringend erscheint, es zählt letztlich das Ganze am Ende.
Die vierte Wahlperiode
Als Bürgermeisterin ist Ruth Hanna Gube zum vierten Mal gewählt. Auch Gegenkandidaten hatten letztendlich keine Chance gegen Gube. Beim ehrenamtlichen Bürgermeister gibt es keine Altersbegrenzung. Ruth Hanna Gube lacht darüber: „Theoretisch könnte ich mit 100 noch Bürgermeisterin sein.” Sie verlässt sich darauf, dass die Bürger schon wissen, wen sie als Gemeindeoberhaupt wollen. Sie plädiert dafür, die Altersbegrenzung für öffentliche Ämter einfach zu streichen. Beschlossen ist, dass sie bei der nächsten Wahl nicht mehr antreten wird. Sie möchte gerne, dass das Amt so weitergeführt wird wie sie es eingerichtet hat, gesteht aber ihrer Nachfolgerin oder ihrem Nachfolger zu, dass sie/er das anders machen wird, als sie es gemacht hat.
Sie legt gerne mal die Füße hoch
Ein hyperaktiver Freizeitjunkie ist die Bürgermeisterin nicht. Sie gesteht dass sie gerne mal auf ihrem Sofa liegt und ‚Löcher in die Luft guckt‘, besser noch im Sommer auf ihrer Terrasse. So ganz nebenbei ist Ruth Hanna Gube auch immer Hausfrau geblieben. Im Urlaub und an freien Wochenenden sieht man die Gubes an vielen schönen Flecken, nicht nur in unserer Gegend mit Wanderschuhen und dem Tagesrucksack.
Ihr letzter Arbeitstag
ist definitiv der 30. April 2014. Ihre Bürgermeisterkollegen glauben, dass es falsch ist, so lange vorher den eigenen Ausstiegstermin öffentlich bekannt zu geben. In den Augen der Bürger würde sie eine ‚lame Duck‘, ein Begriff, den die Amis ihren ausscheidenden Präsidenten anheften. Eine ‚Lahme Ente‘ zu werden scheint ihr, bei den Dingen die noch auf ihrem Schreibtisch liegen, eigentlich nicht möglich. Sie glaubt, sie kann nach vier Perioden auch weiter ehrlich zu ihren Bürgern sein und kein Geheimnis um das Ende ihrer Amtszeit machen.
1250-Jahr-Feier, noch eine große Aufgabe
Zu den großen Aufgaben auf ihrem Schreibtisch gehört unbedingt die große 1250-Jahr-Feier von Geldersheim. Im gleichen Jahr findet noch das Gautrachtenfest statt, 150 Jahre Feuerwehr, 50 Jahre Eigenheimerverein und obendrauf noch 110 Jahre Obst- und Gartenbauverein. Es gibt in Geldersheim sehr viele Vereine, alle sind sehr aktiv.
Die allgemein gefürchtete demographische Entwicklung, die Überalterung betreffend, verläuft in Geldersheim in Wellen. Im letzten Jahr hatte das Standesamt 25 Babys zu vermelden. Die Jahre davor waren es mal 17 und weniger. Voraussagen sind, so kleinzellig auf ein Dorf ohne Gemeindeteile, nicht so genau. Die Einwohnerzahl hält sich jedenfalls schon länger stabil.
Das Altenheim ist ein Segen
Zur positiven Statistik trägt das Altenheim bei. Wenn dort jemand stirbt, wird der freiwerdende Platz schnell wieder besetzt. Plätze in Altenheimen sind immer noch rar. 2016 wird die Stiftung für das Altenheim schon 500 Jahre alt, ihren Altvorderen kann die Bürgermeisterin heute noch weise Voraussicht bescheinigen, ein Glücksfall für Geldersheim. Ein weiterer Standortvorteil ist gerade in der Mache, der Bau von zwei Kleinkindgruppen. Geschickte Siedlungspolitik über Generationen hat ein Zusammenwachsen mit der Stadt verhindert. Geldersheim ist deshalb und durch eine starke Landwirtschaft immer ein eigenständiges Gebilde geblieben. Zu einer ‚städtischen Schlafstatt‘ ist das Dorf nie geworden.
Die Amis ziehen ab
Eine ‚Altlast‘ droht durch den Abzug der Amerikaner aus dem Raum Schweinfurt. Geldersheim hat dann die Planungshoheit über das riesige Gelände des amerikanischen Flugplatzes. Die Flächen sind im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und gehören keinesfalls der Gemeinde, was daraus wird steht noch in der Sternen. Die Planungshoheit bedeutet, dass die Gemeinde bei der zukünftigen Nutzung das gewichtigste Wort mitredet. An wen das Gelände verkauft wird ist noch völlig offen. Dass die Gemeinde die ganzen 180 ha selbst erwirbt ist eigentlich nicht denkbar. Was in jedem Fall von Vorteil ist, die Siedlungsentwicklung für die Zukunft kann jetzt anders geplant werden. Auf vorher vorgeschriebene Abstände zu militärischen Einrichtungen muss dann nicht mehr geachtet werden. Wirtschaftlich ist der Abzug der Amerikaner für die Gelderheimer kein besonders großer Einschnitt. Einzig die Mietpreise werden wohl in der gesamten Region anfangs in den Keller gehen, was manchen Kapitalanleger ärgert. Es betrifft in Gelderheim etwas über einhundert Wohneinheiten, die von den Amerikanern angemietet sind. Die Kapitalanleger für diese Häuser kommen aus ganz Deutschland. Wenn die Wohnungen neu vermietet werden können, kann das eigentlich durch entsprechenden Zuzug nur einen Gewinn für die Gemeinde bedeuten.
Ihre größte Sorge
ist zurzeit, dass Geldersheim keinen Einkaufsmarkt mehr hat. Irgendwen dazu zu bringen, Lebensmittel in der Gemeinde zu handeln, dafür läuft sich die Bürgermeisterin die Hacken ab. Ein kleiner Laden für die Nahversorgung würde schon reichen, einen Discounter will sie nicht unbedingt im Dorf. Der Vorrat an Problemen und Problemchen wird in einer Gemeinde wie Geldersheim wohl nie ausgehen. Ruth Hanna Gube wird auch für ihren Nachfolger oder ihrere Nachfolgerin noch genügend übrig lassen, zumindest so viel, dass ihnen nach ihr nicht langweilig wird in dem kleinen Büro dieser großen Gemeinde.
von Jürgen Kohl
aus dem aktuellen SWmagaz.in: http://swmagaz.in/swmagaz-in-ausgabe-03-2012