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Der Mann mit den vielen Arbeitsplätzen – Oberbürgermeister Sebastian Remelé

17.12.2012

Aus dem aktuellen SWmagaz.in: Der Charme der späten Achtziger springt einen förmlich an, wenn man das offizielle ‚Dienstzimmer‘ unseres Oberbürgermeisters betritt. Zu diesem jugendlichen, sportlichen Typ Mensch passt das Ambiente überhaupt nicht. Darüber, wie er sich selber in diesem Zimmer fühlt, hält sich der Anwalt als kluger Politiker natürlich bedeckt. Der Schreibtisch, in der, für die damalige Zeit klassischen Eck-Kombination, hat etwas von einer Festung. Nur gut, dass er sich nur wenige Stunden am Tag hinter dieser ‚Burg‘ aufhält. Meist wird das ehrwürdige Zimmer ohnehin eher als Besprechungsraum genutzt. Der große Konferenztisch an der Strinseite bietet 10 Personen zumindest ein bisschen Ellenbogenfreiheit. Die Leder (oder ist es Kunstleder) bezogenen Stühle passen zu dem eher steifen Charakter dieser Innenausstattung. Wer sich in einer unkorrekten Sitzhaltung versucht wird mit Unbequemlichkeit bestraft. Bei der Farbgebung sticht das fast schon wieder modische Lindgrün der Bezüge und das Gelb der schweren Vorhänge schmerzlich ins Auge.

Anstatt auf den historischen Marktplatz kann der Oberbürgermeister in Besinnungspausen seinen Blick nur auf die vielen Fenster seiner Verwaltung werfen. Wenn er sich weit genug aus dem Fenster lehnt, kann er den Rathaus-Innenhof überblicken.

 

Sebastian Remelé über seinen Arbeitsplatz

Wenn man den Schlaf wegrechnet, verbringen Sie mehr Zeit im Büro als zuhause?

Sebastian Remelé: So kann man es nicht sagen. Ich verbringe mehr Zeit außerhalb der eigenen vier Wände als dort. Hier an diesem Arbeitsplatz bin ich höchstens zwei, vielleicht drei Stunden am Tag am Schreibtisch – ansonsten ist das hier einer meiner Hauptarbeitsplätze (der OB deutet auf den Besprechnungstisch).

 

 

Mit hier ist der Besprechungstisch gemeint?

Sebastian Remelé: Ja, hier finden die meisten Besprechungen im kleineren Kreise statt. Ansonsten ist das ganze Stadtgebiet mein Arbeitsplatz, weil ich ja wirklich überall herumkomme. Heute z.B. stehen Jubilarsbesuche auf meinem Kalender. Da komme ich zu den Menschen in die Häuser und Wohnungen.

Dann gibt es Besuche in den Schulen und Altenheimen, in Fabriken und Büros, bei Eröffnungen. Hier in diesem Büro halte ich mich wirklich nur stundenweise auf.

 

Bleiben wir bei diesem ihrem ‚Drei-Stunden-Arbeitsplatz‘. Ist der so, wie Sie ihn sich wünschen, wie Sie sich ihren Arbeitsplatz vorgestellt haben oder ist da noch ganz viel Verbesserungs-Potenzial?

Sebastian Remelé: Ich habe das Büro so vorgefunden, wie es meine Vorgängerin mir hinterlassen hat und habe es praktisch unverändert gelassen, mit einigen kleinen Änderungen was die Dekoration betrifft. Ich weiß schon, dass das hier ergonomisch nicht das Gelbe vom Ei ist. Ich spüre auch, dass das hier nicht für langes Sitzen taugt. Aber wie gesagt, dafür, dass ich mich hier immer nur kurz aufhalte, funktioniert es noch ganz gut.

 

Der Verwaltung wird im Allgemeinen vorgeworfen, sie würde es mit der Ergonomie und der Effizienz nicht so genau nehmen. Ist es so oder ist das ein blöder Witz?

Sebastian Remelé: Also, wir haben uns, was Effizienz betrifft, in den letzten Jahren einen guten Ruf erarbeitet. Die Schweinfurter Stadtverwaltung wird jedenfalls von Außenstehenden immer gelobt für ihre Geschwindigkeit, ihre Bürgernähe, aber auch für ihre Kunden- und Serviceorientiertheit. In denke, in Sachen Effizienz sind wir ganz gut aufgestellt. Für die Gesundheit am Arbeitsplatz haben wir sogar eine eigene Stelle eingerichtet. Wir haben uns dem Thema in den letzten ein, zwei Jahren verstärkt gewidmet, auch zusammen mit dem Personalrat in unserer letzten Arbeitstagung. Es gibt bei uns Möglichkeiten, sich individuell beraten zu lassen, was den jeweiligen Arbeitsplatz betrifft. Es gab schon eine eigene Gesundheitsmesse, ausschließlich für die Mitarbeiter des Rathauses. Jeder Mitarbeiter hat die Möglichkeit, seinen Arbeitsplatz individuell zu gestalten, so dass er vernünftig arbeiten kann. Dass manche Arbeiten nicht wirklich gesund sind, ist klar. Vor allem wenn sie ausschließlich sitzend vor dem Computer stattfinden. Aber auch da kann man mit der Arbeitsplatzgestaltung gegensteuern.

 

 

Das Hauptproblem vieler Büroarbeiter: wenig Bewegung scheinen Sie ja persönlich durch Ihre sportlichen Aktivitäten gut im Griff zu haben. Sind Sie heute zu Fuß von zu Hause hierher gelaufen, trotz Regen?

Sebastian Remelé: Jawohl, bin ich, das mach ich so oft es möglich ist. Heute hat der Regen rechtzeitig aufgehört und es gibt auch Regenschirme. Mein Weg zum Rathaus und der Schulweg meiner Tochter ist im ersten Teil identisch, da gibts dann immer eine bisschen Zeit zum Plaudern und ich muss nicht den ganzen Weg alleine laufen.

 

… und samstags trifft man Sie noch auf den bekannten Laufstrecken im Stadtgebiet. Ist es das, was Sie gegen sitzende Tätigkeit als Ausgleich forcieren?

Sebastian Remelé: Laufen hat mehrere Funktionen. Da ist natürlich zuerst die Möglichkeit sich zu bewegen und zwar auch mal schnell, wo sonst doch eher ein gemessener Schritt angebracht ist. Dann kann ich dabei richtig gut abschalten, ich kann meine Gedanken ordnen. Im Wald alleine oder auch zu zweit mit meiner Frau, das hat schon eine gewisse meditative Funktion und hilft natürlich auch unserer Kondition. Eigentlich laufe ich zu wenig. Zwei bis drei Mal die Woche wäre die Frequenz, die ich mir wünschte, aber das lässt sich terminlich meistens nicht einrichten.

 

 Sie kommen, oberflächlich betrachtet so rüber, als wären Sie ganz der Oberkorrekte, immer sehr aufrecht gehend und in korrekter Haltung sitzend. Wenn keiner zuguckt, lümmeln Sie sich auch mal in ihren Sessel rein und legen die Füße hoch?

Sebastian Remelé: Da sehen Sie mal, wie Wahrnehmung und Realität auseinander fallen. Eigentlich bin ich ein ‚Sessel-Lümmler‘. Wenn die Tür zu ist und ich alleine bin, lege ich auch schon mal die Beine auf den Tisch und entspanne mich am Schreibtisch. Da kommen die verschiedensten Sitzhaltungen dabei heraus. Natürlich nicht wenn ich hier Besuch habe, da muss ich mich zusammenreißen.

 

 

„Kind, sitz‘ gerade!“ Dieser traditionelle Ausruf der Eltern noch vor einer oder zwei Generationen, fällt dieser Satz zuhause bei Ihnen auch schon mal?

Sebastian Remelé: Naja, ich finde schon, dass es ein Teil der Erziehung sein muss, Kindern beizubringen wie sie sich zu benehmen haben, insbesondere in Anwesenheit Dritter. Der Spruch kommt schon mal, besonders beim Essen. Wenn die Kinder alleine sind oder auf ihren Zimmern, da machen sie das so wie sie wollen.

 

 

Wird im Hause Remelé bei den ‚Arbeitsplätzen‘ für die Schulaufgaben auf Ergonomie geachtet? Gibt es höhenverstellbare Arbeitstische oder etwas Vergleichbares?

Sebastian Remelé: Unsere kleinste Tochter hat natürlich die modernste Ausrüstung, das ist, glaube ich, das Privileg der Nachzügler.

Die beiden Jungs haben sich mit dem abfinden müssen, was wir sozusagen auf Lager hatten. Sie verbringen am Schreibtisch nur höchstens ein bis zwei Stunden. Da gibt es für später sicher noch ergonomischen Nachbesserungsbedarf.

 

Jürgen Kohl

 

Aus dem aktuellen SWmagaz.in

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