Aus dem aktuellen SWmagaz.in: Es ist noch vor zehn Uhr, der Schweinfurter Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz ist noch leer, Antonio frühstückt. Seine Frau Margit und einer seiner Söhne, der ebenfalls Antonio gerufen wird, verabschieden sich gerade in Richtung Würzburg.
Es ist Saison, Weihnachtsmärkte sind überall. Frau und Sohn Di Virgilio müssen rechtzeitig in Würzburg sein, auch die Würzburger wollen am Weihnachtsmarkt Pizza von Antonio.
Erst mal eine heiße Pizza
Dann geht‘s in Schweinfurt auch schon los, die ersten Besucher wollen eine heiße Pizza. Bei winterlichen Temperaturen tut es gut, etwas warmes in den Händen zu halten. Der Pizzabäcker Antonio ist gut eingepackt. Gefütterter Parka und die dicke Mütze tief ins Gesicht gezogen, trotzdem kennen ihn alle. Nur seine Hände stecken nicht in Handschuhen, da fehlt ihm das Gefühl für seine Pizza.
Jeder kennt Antonio
Viele Besucher wollen einfach nur ein Schwätzchen halten. Antonio hat für jeden ein freundliches Wort und ein Witzchen. Seinem fränkischen Slang mit der unverkennbar italienischen Färbung könnte man stundenlang zuhören, langweilig wird‘s bei keinem einzigen Satz.
Auf dem Volksfest hat alles angefangen
Seit 37 Jahren backt Antonio Pizza. Angefangen hat er aus Geldnot. Auf dem Volksfest hat er den Wirt des Bierzelts einfach gefragt, ob er im Zelt Pizza verkaufen darf. Damals kostete die Pizza vier Mark, gegen eine Umsatzbeteiligung von einer Mark hatte der Wirt keine Einwände. Es war für ihn kein schlechtes Geschäft, ohne selbst etwas zu tun. Ein Biertisch, ein geliehener Ofen, mehr hatte Antonio nicht. Die Pizza war zu dieser Zeit noch reine Handarbeit, stundenlanges Teig kneten und Käse reiben bis die erste Pizza im Ofen war.
Holzhütte, weihnachtlich dekoriert
Heute sieht das schon anders aus. Sein Stand auf dem Weihnachtsmarkt, nicht der einzige von ihm auf den Weihnachtsmärkten der Region, ist mittlerweile eine Holzhütte, weihnachtlich dekoriert.
Ein bisschen helfen die Maschinen
Die reine Handarbeit gibt es heute nicht mehr, für viele Arbeiten sind Maschinen im Einsatz. Der Weihnachtsmarkttag beginnt für die Familie Di Virgilio morgens um sieben Uhr. Wenn‘s ganz dick kommt auch mal um sechs. Teig machen, Käse reiben und ab acht Uhr die Pizzen am Stand vorbereiten. Trotz seines Alters ist Antonio jeden keinen Tag zu Hause. Er steht aber nicht mehr den ganzen Tag am Stand, meistens ist er nur nur noch vormittags hinter dem Thresen. Antonio ist immer in Bewegung, ein Foto von ihm zu machen ist wirklich eine Kunst.
Die beiden Söhne
Seine Söhne Antonio und Enrico sind mit genauso viel Leidenschaft bei der Sache wie der Vater. Mit den Jahren ist aus dem Verkauf von ein paar Pizzen am Tag ein richtiges Unternehmen geworden, ein gebauter Imbiss in Gochsheim und ein Imbiss im Schweinfurter Hafen sowie mehrere Wägen. Aus dem Pizzabäcker, an den anfangs keiner glaubte, ist ein richtiger Geschäftsmann geworden.
Julian-Alexander Bauer und Jürgen Kohl
Aus dem aktuellen SWmagaz.in